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Südamerika-Trip
Für 3 Monate in Argentinien, Chile, Bolivien und Brasilien

Wie immer wird es kurz vor der Abreise, besonders für einen längeren Trip, wieder mal sehr hektisch – haben wir wirklich an alles gedacht und nichts vergessen? Diesmal haben wir alle Jahreszeiten vor uns, d.h. schon allein die richtige Auswahl des Gepäcks ist `ne kleine Herausforderung und man sollte sich wirklich nur auf`s Wesentliche beschränken.

Buenos Aires, 19. – 23.02.2012 
Endlich, am 19.2. sind wir nachmittags in Buenos Aires angekommen. Trotz Bewölkung war es bei Ankunft sehr schwül und warm, so haben wir uns erstmal aus unseren Winterklamotten geschält, `ne Dusche genommen und sind anschließend `ne kleine Erkundungstour gelaufen. In einem Straßencafe haben wir eine Kleinigkeit zu essen bestellt, die Portionen waren aber echt riesig, sogar das Bier gab es nur in Literflaschen. Na, das war mal ne Ausrede für Heiko ;-). Wir saßen draußen und ein kleines Mädel kam vorbei, sah meine große Pizza und hat gefragt, ob es ein Stück haben kann – na klar, wir hatten eh zuviel…
Da das mit Karneval in Rio hatte ja nicht geklappt, wollten wir wenigstes ein bisschen südamerikanische Karnevalsluft schnuppern und mal sehen was Buenos Aires so zu bieten hat. Mit dem Bus sind wir nach Palermo gefahren. An einer abgesperrten Straßenkreuzung kamen nach und nach einzelne Paradegruppen vorbei und führten mit viel Getrommel ihre Tänze vor. Sicherlich nicht vergleichbar mit Rio, aber immerhin. War `ne recht entspannte Atmosphäre. Die Pausen zwischen den einzelnen Paraden waren ganz schön lange und so vertrieben sich die Kids die Zeit damit sich gegenseitig mit Schaum zu besprühen, auch wir blieben nicht verschont…;-) 
Die Fortbewegung ist hier recht einfach. Entweder mit dem Bus, der Metro oder dem Taxi. Die günstigste und vor allem spannendste Variante ist natürlich der Bus. Recht interessant ist es mit geringen Spanischkenntnissen ausfindig zu machen, welche Linie wohin fährt und wo abfährt, aber das größte Problem ist das nötige Münzgeld parat zu haben. Im Bus kann man nur mit Münzen zahlen. Ganz easy ist es aber mit dem Taxi ... und es wurde auch immer brav der Taxameter benutzt - ohne Nachfragen. Wow!
Mit dem Bus sind wir auch nach La Boca. Wellblechhütten, erbaut aus ehemaligen Schiffswracks, wurden putzig hergerichtet und bunt angemalt. Dazwischen gibt es jede Menge Souvenirshops und Tanzeinlagen, dementsprechend ist es da voll mit Touristen.  
Sehr gut gefallen hat uns auch das Künstlerviertel San Telmo. Abends kann man wunderbar am Plaza Dorrego sitzen, `ne Empanada (kleine gefüllte Teigtaschen) genießen und den verschiedenen Musikgruppen lauschen. Der Trommelrhythmus klingt irgendwie brasilianisch. In einem Restaurant gab es auch die dollen Tangovorführungen. Hat man die Nase voll geht man dazu über das obligatorische halbe Kilo Rinderlende zu verdrücken - mit Beilagen natürlich -  man will ja nicht hungrig Schlafengehen ...
Nicht so umgehauen hat uns die Ausgehstrasse. Av. Corrientes mit vielen großen Fastfood-Läden. Eine kleine Kneipe mit Flair war eher schwer zu finden, die Straßen lagen voller Müll und dazwischen kampierten die Obdachlosen und richteten sich für die Nacht ein. Ein Mitbewohner ist erst am Nachmittag in dieser Strasse ungewollt erleichtert worden – für `ne Sekunde hat er nicht auf seinen Rucksack aufgepasst und schon war er weg. Auf der Polizeistation seien dann eigentlich fast nur bestohlenen Touristen gewesen, na das klingt ja vielversprechend…
Mit dem Bus ging es auch ins reiche Wohn- und Geschäftsviertel Recoleta. Ein älterer Porteño (=Hafenstadtbewohner) hat uns dann auch gesagt wo wir aussteigen müssen, damit wir zum Cementerio de la Recoleta kommen. Ja, ist ein recht außergewöhnlicher Punkt für `ne Stadtbesichtigung, aber der Friedhof ist mit seinen prächtigen und großen Familiengräbern, schon sehr beeindruckend. Auch die berühmte Eva Peròn „EVITA“ liegt hier begraben. Nebenan im Schatten gibts auch kaltes Bier ... in der Literklasse versteht sich.

Feuerland – Tierra del Fuego, 23. – 27.02.2012
Mit einer Stunde Verspätung sind wir nach 3 Stunden Flug in Ushuaia angekommen. Die Landung war irgendwie mystisch, schier eine Ewigkeit sind wir durch dichten Nebel geflogen und man hat nur anhand ausfahrender Fahrwerke gemerkt, dass wir kurz vor der Landung sind… Naja ... genau genommen hielt das "kurz vor der Landung" Gefühl locker ne halbe Stunde an. Links und rechts warn immer wieder mal Berge zu sehen und dann wieder nur Nebel. Tolles Gefühl. Zum Glück gibts ja die Luftlöcher, die lockern die Atmosphäre dann doch recht häufig ruckartig wieder auf und die Begeisterung läuft in spürbaren Wellen durch den Flieger. Man hört förmlich wie sich die Fingernägel in die Armlehnen bohren...
Endlich unten kamen wir uns ganz schön verfroren vor, so eingemömmelt in Fliesjacken wie wir waren, und das wo die Einheimischen im T-Shirt rumlaufen. Wir wärmten uns erstmal in unserem Hostel im gemütlichen Wintergarten auf und da wir unbedingt unser Spanisch noch ein bisserl verbessern wollten, paukten wir Spanisch. Von den Mitbewohnern werden wir auch schon ganz blöde angeguckt - beide sitzen wir entweder vor dem Laptop oder vorm iPhone, haben Kopfhörer im Ohr und murmeln spanische Vokabeln…
Gegen Spätnachmittag trauten wir uns dann doch raus, es war zwar sonnig, aber es pfiff ein eisiger Wind. 
Ushuaia ist mit gut 50.000 Einwohnern der Hauptort im argentinischen Teil. Wären da nicht zwischendrin ein paar bunte Häuschen, hätte der Ort aber so gar nichts. Ziemlich viel heruntergekommene, halbfertige Häuser und jede Menge streunende Hunde – meine Lieblingstierchen…
Für einen Tag hatten wir auch einen Mietwagen. Weite Täler, dicht bewaldete Hänge, schneebedeckte Berge und Moore mit abgestorbenen Bäumen. Da haben die Biber ganze Arbeit geleistet. Die komplette Schotterpiste wieder zurück ging es noch zum Lago Fagnano bis nach Tolhuin, wo wir uns ein lecker Rumpsteak – Sandwich gönnten (ist nur ein Imbiss, also nicht ganz ein halbes Kilo ;-) )
An unserem letzten Tag wollten wir dann mit dem Bus in den Parque National Tierra del Fuego, aber leider hat es schon am vorherigen Abend zu regnen begonnen und es schien kein Ende zu nehmen – Schade!
So konnten legten wir wieder einen Relaxtag ein und bereiteten uns schon mal mental auf unsere Morgige 12-stündige Busfahrt nach Punta Arenas in Chile vor. 

 

Punta Arenas, 27. – 29.02.2012

Zuerst mit wunderschönen Blicken auf  die ringsum liegenden Berge und Gletscher, dann abwechselnd eine Moor- oder Steppenlandschaft. Am Wegesrand waren immer wieder Guanacos zu sehen, an einer kleinen Lagune hatte ich sogar ein paar rosa Flamingos entdeckt. In San Sebastian auf argentinischer Seite mussten dann alle Fahrgäste aussteigen und sich an der Zollbehörde den Ausreisestempel holen, 10 Min. später in San Sebastian auf Chilenischer Seite einen Einreisestempel. Außerdem durften keine frischen Waren über die Grenze gebracht werden, d.h. alles Proviant für die Fahrt (unsere Äpfel, Nektarinen, Brot und Schinken) musste auf die Schnelle vernichtet werden. Wie es sich an der Grenze gehört wurde das ganze Gepäck zum durchleuchten ausgeladen und ein Zollbeamter ist noch durch den Bus gelaufen, dass da auch ja keine frische Waren vergessen werden. In Punta Delgada war dann der nächste Stopp, da wir mit der Fähre von Feuerland auf das chilenische Festland übersetzen mussten. Wir hatten Glück und hatten von der Fähre aus einen ganzen Schwarm Mangelan Pinguine (sahen von weitem aus wie Enten…) entdeckt, ein ziemlich großer, den ich zuerst für einen Seehund gehalten hatte, ist direkt am Boot vorbei und in unseren Wellen mitgesurft.
Alles in allem ging die Busfahrt einigermaßen schnell rum.

Abends gegen 19.00 Uhr sind wir in Punta Arenas angekommen, haben Chilenisches Geld geholt und sind dann mit `nem Taxi zu unserem Hostel Betty gefahren. War eher ein Homestay, denn die Küche, war auch gleichzeitig das Wohnzimmer und dank dem warmen Ofen der Treffpunkt der Familie. Die Atmosphäre war sehr herzlich, wenn gleich wir uns nur in spanenglisch und eher brockenhaft unterhalten konnten. Beim Frühstück wurde der Toast direkt über dem Gasofen gegrillt – wie geil!
Die Stadt rangiert nun unter unseren Top Ten. Hübsche Kaffees und Restaurants, ein Platz mit einem kleinen Tourimarkt und ein schöner Mirador de Cruz, von wo man Aussicht auf die ganze Stadt hat und völlig entspannte Atmosphäre. Da sind wir gleich noch etwas länger geblieben

Am zweiten Tag organisierten wir uns wieder einen Mietwagen für einen Tag und erkundeten die Gegend. Zuerst Richtung Norden, zur Pinguiniera Otway. Der Parkwächter sagte uns aber dass die Pinguine gerade alle zum fischen sind und erst wieder gegen Abend aufkreuzen, wir sollen es bei der Insel Magdalena versuchen. Das haben wir dann gemacht, nur leider gibt es die Touren nicht jeden Tag... Naja, dann halt keine Pinguine, da hatten wir ja schon jede Menge in Neuseeland und in Kapstadt gesehen. Unterwegs waren immer wieder Caranchos (`ne Art Raubvogel) zu sehen, die sich über die Kaninchen und sonstige kleine Tiere hermachten. Anschließend fuhren wir noch in den Reserva Nacional Magallanes und machten einen kurzen Walk – es war aber ziemlich windig und nieselte, so dass wir uns nicht lange aufhielten und lieber noch zum Fort Bulnes, eine rekonstruierte Festung aus dem Jahre 1843 fuhren. Vorbei führt die Straße auch an Puerto del Hambre, auch als Hungerhafen bekannt ist. Naja war wohl früher so. Heute hat das Steak auch dort 500 Gramm …

Ist dann noch ein wenig knapp geworden … hatten wir doch ne lange Rückfahrt vor uns mit einer großen Baustelle dazwischen und unser Busticket nach Puerto Natales war schon für 18.00 Uhr gebucht. Gepäck bei Betty abholen und Mietwagen abgeben war dann auch „just in time“ und weiter ging es mit dem Bus nach Puerto Natales …

 

Puerto Natales, 29. – 01.03.2012

Diesmal dauerte die Fahrt nur 3 Stunden. Die Busse sind ziemlich bequem man hat mehr Platz als im Flugzeug. Vorbei an genialer Pampa, Schafen, Guanacos und Nandus (ähnlich einem Emu).

Unsere erste Tour ging an den Porito Moreno Gletscher, eine 16 Stunden Tour. Um 6.30 Uhr wurden wir im Hostel abgeholt. Der 1. Stopp war nach ca. einer Stunde bei der Ausreise aus Chile. An die Pässe hatten wir ja noch gedacht, an unser Visa aber nicht. Bei der Einreise hatten wir einen Zettel ausfüllen müssen und wieder bekommen. Der war klein und hübsch bunt und wir hatten dem daher gar keine große Beachtung geschenkt und so auch nicht registriert, dass das unser Visa ist. Na super, das hatten wir ja mal wieder gut hingekriegt…;-). Die Zollbeamten waren entsprechend voller Begeisterung und bekamen trotz der morgendlichen Stunde tatsächlich etwas Farbe ins Gesicht. Wir verstanden plötzlich kein Wort spanisch mehr und haben uns für freundliches Grinsen mit regelmäßigem Nicken entschieden. Irgendwann durften wir dann doch raus … wahrscheinlich konnten sie das blöde Grinsen nicht mehr ertragen …

Nach kurzer Fahrt hieß es dann wieder aussteigen, zum Einreisen nach Argentinien, dann ging die Fahrt weiter, teils auf Pistenstraße, vorbei an genialer Landschaft und das bei Sonne. Wir näherten uns dem Gletscher, wenngleich die Pampa jetzt nicht gerade danach aussah. Es erinnerte mich eher an die Wüstensteppe im Oman. Kurz vor dem Ziel zog sich der Himmel zu und es begann heftig zu regnen. Na Bravo, das klingt nach „best of all lookouts“ mit total durchnässten Klamotten… Bei dem ersten kleinen Walk ließ der Regen aber bereits nach und was wir zu sehen bekamen hat das Wetter dann wieder wett gemacht.

Ein gigantischer Gletscher direkt vor uns. Immer wieder brachen mit lautem Getöse einzelne Eisbrocken ab. Im Gegenzug dazu wächst der Gletscher jeden Tag um ca. 1 Meter nach vorne, in den Lago Argentino. Er ist ca. 30 km lang und einer der wenigen Gletscher die noch wachsen. Alle paar Jahre schwillt er soweit an, dass er das gegenüberliegende Ufer erreicht und sich irgendwann ein Tunnel durch das abfließende Wasser bildet. Das letzte Mal was war 1988, 2004, 2006 und 2008 gewesen. Wir hatten also unwahrscheinliches Glück, daß wir das sehen konnten, zumal sich nach und nach die Sonne zeigte, wir gerade im Moment da standen und ein Video machten, als ein riesiges Stück vom Tunnel unter einem Höllenlärm zusammenbrach. War wirklich mächtig beeindruckend und wir konnten uns gar nicht trennen.

Gegen 22.00 waren wir wieder am Hostel und tranken mit unserer Hauswirtin noch ein lecker Likörchen – war lustig. Überhaupt war der Aufenthalt wieder genial, wir hatten eigentlich `ne Wohnung für uns allein inkl. Haushälterin, die uns auch um 12.00 Uhr mittags noch das Frühstück machte… klar sind wir fast ne Woche geblieben … ;-)

Weiteres Highlight sind die Torres del Paine incl Nationalpark. Zuerst ging es auf einer Schotterpiste zur Cueva Milodòn. Der deutsche Walfänger Hermann Eberhard fand hier 1896 Knochen- und Fellreste eines Riesenfaultiers, das wohl vor 20.000 Jahren ausgestorben ist. Warum er Wale in einer Höhle jagt und was an Fellresten so lecker ist hat sich uns jedoch nicht erschlossen …

Die Landschaft war der Oberhammer und das bei strahlendem Sonnenschein! Ein Gletschersee besser als der andere. Die Farben von tiefblau und smaragdgrün bis gletschergrau. Umgeben waren die Seen von der Steppenlandschaft und natürlich konnte man auch die Torre gut sehen. Jede Menge wilder Guanacos. Wir hatten Glück und konnten Kondore aus nächster Nähe und in Entfernung auch wieder Flamingos sehen. Wir machten nur eine kleine Tour zum Wasserfall und natürlich zu verschiedenen Miradors (Mirador = Glotzpunkt) am Lago Grey, wo man die gigantischen Eisberge bestaunen kann. Sehen konnten wir leider auch das große Gebiet, des Waldbrandes, der noch vor wenigen Wochen hier gewütet hatte. Das frische hellgrüne Gras wächst vereinzelt zwar schon wieder, aber die Bäume und Büsche werden wohl Jahrzehnte brauchen um sich zu erholen.

Nach den vielen Schotterpisten im Park waren wir allerdings auch ziemlich durchgeschüttelt, so dass uns jetzt klar ist, warum die Autos hier so demoliert aussehen. Steinschläge ohne Ende, fast jedes Auto hatte mind. einen Sprung in der Windschutzscheibe. Als wir unseren Mietwagen in Punta Arenas entgegennahmen, sind wir mit dem Vermieter ums Auto gelaufen und haben Inspektion gemacht – überall waren Beulen und Schrammen, dementsprechend voll war auch unser Mängelbericht ;-)

 

Navimag von Puerto Natales – Puerto Montt, 5. - 9.3.2012

Aufgrund des schlechten Wetters kam unsere Fähre mit Verspätung in Puerto Natales an, so konnten wir erst gegen Mitternacht einchecken. Mal gespannt was uns erwartet: Die Navimag ist ein Frachterschiff, dass 1x die Woche nach Norden und dann wieder nach Süden fährt. Wir hatten Glück, unser Poker ist aufgegangen, wir hatten die gebuchte Viererkabine für uns alleine.

Vom Wetter hatten wir alles, von stürmisch bis kalt und regnerisch, aber auch Sonne pur am letzten Tag. Beinahe 3 Tage lang fuhren wir auf der Magellan Strasse durch gigantische Fjordlandschaft. Leider waren an den ersten beiden Tagen die meisten Bilder nur mit Regentropfen möglich ;-). Einen kurzen Halt gab es in Puerto Eden, um ein paar Passagiere abzuladen und ein Fotostopp war beim Amalia Gletscher, sonst passierte nicht soviel. Die Strecke auf dem offenen Meer, war dann doch ganz schön happig, so dass schlagartig nicht mehr die gemütliche Bar, sondern das Deck beliebt war und die Leute eingemummelt auf`s offene Meer starrten und man krampfhaft nach einem geeigneten Platz zum speihen suchte… Ein Vorteil hatte das ganze, es wurden ein paar Dolphins gesichtet und einige haben sogar einen Wal entdeckt. Ansonsten war es `ne recht relaxte Zeit an Bord. Am letzten Tag drang allerdings ein beißender Geruch unserer Mitfahrer (Rinder und Schafe) durch, je nachdem wo der Wind gerade herkam.

 

Puerto Montt & Chiloè vom 9. - 12.3.2012

Ankunft war früh morgens in Puerto Montt. Am nächsten Tag wollten wir unseren Mietwagen abholen und über die Grenze nach Argentinien. Obwohl wir den Wagen schon seit `ner Woche bestätigt hatten, waren die Grenzpapiere nicht fertig. Na Bravo… Da Samstag war und der Notar, der alles abstempelte, vor Montag nicht mehr aufzutreiben war, hieß das, dass wir hier noch 2 Tage festhingen. Echt klasse, vor allem weil wir unser Hostel für Bariloche in Argentinien heute Abend, und die Busfahrt für Santiago in 2 Wochen bereits gebucht hatten. Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, aber der Notar war nicht mehr aufzutreiben. Uns wurde angeboten einfach so über die Grenze zu fahren, da man den Grenzbeamten gut kenne. Aber uns war das dann doch zu heiß, zumal wir für unsere Tour auf der Carretera mehrmals die Grenze wechseln mussten. Jo, wie das beim Travelln halt immer so ist, es geht meistens nicht nach Plan und man muss dann immer flexibel genug sein, um die ganze Tour umzukrempeln… Dem Typen von Europcar war das sichtlich peinlich und so konnten wir zwei extra Tage Mietwagen aushandeln. Wir buchten unsere Busfahrt um, dem Hotel gaben wir per Email Bescheid, dass wir erst am Montag kommen. Ruckzuck war ein „Plan B“ entworfen. Die zwei zusätzlichen Tage, wollten wir jetzt auf der Insel Chiloè verbringen.
Los gings zum Hafen, die Fähre legte auch gleich ab. Es gab sogar Wifi an Bord und so checkten wir kurz ob die Antwort vom Hotel schon da ist. Ja, sie war – ausnahmsweise hatten sie unsere Rate einfach umgebucht. Alles klappte wie am Schnürchen, genial! – Am Ende waren wir den Leuten von Europcar und dem Notar echt dankbar für die zwei extra Tage ;-).

Auf Chiloè angekommen, fuhren wir gleich zu der Pinguin-Area – geniale Pampa – und schafften es gerade noch auf die letzte Tour des Abends. Für 6.000 Peso pro Person wurden wir in einem kleinen Boot zu den Inselchen mit den Pinguin-Kolonien gefahren. Auch ein vorwitziger Fischotter drehte seine Runden. Auf dem Heimweg gaben wir dem Bootsführer einen Lift nach Ancud und kriegten so `ne kleine Spanischlektion. Jetzt hieß es nur abends um kurz vor 21.00 Uhr eine Unterkunft finden, aber auch das war kein Problem. Zur Krönung fanden wir noch ein schnuckeliges Cafe mit Caipirinha Happy Hour  und es lief Herbert Grönemeyer „Bochum“, weil der Typ mal in Bochum gelebt hatte… Um das ganze noch zu toppen, waren wir anschließend was essen – mit Lifemusik a la „Pavarotti“ auf Spanisch. Weil wir so kräftig Beifall geklatscht haben, hat uns der Sänger `ne CD geschenkt - was für ein genialer Tag!!!

Am zweiten Tag sind wir los nach Dalcahue, um den Sonntagsmarkt zu besuchen. Über Castro mit den Pfahlbauten ging es weiter bis Cucao, wo wir einen kurzen walk im Nationalpark gemacht haben. Einen „treuen Begleiter“ hatten wir auch dabei. Heimwärts machten wir dann noch einen Stopp in Chonchi um wenigsten eine der hier so zahlreichen alten Holzkirchen zu besichtigen.

Nach so einem langen Tag kriegt man dann doch ein kleines Hungergefühl und Heiko wollte unbedingt was vom Fischmarkt in Castro probieren. Also für mich war das ja definitiv nix – da gab es jede Menge undefinierbare Meeresfrüchte. Wir haben zwar einige Leute gefragt, aber mit dem wenigen Spanisch konnten wir die Bestandteile der Snacks nur vermuten. Da der Andrang aber groß war, war Heiko trotzdem mutig und hat so ein Schlabberzeugs probiert. Wieder zurück im Hostel haben wir - Google sei Dank - das ganze Übersetz: Heiko hat tatsächlich „Seeigelzungen“ gegessen… iiiihhhhh, schon allein beim Gedanken wird mir ganz schlecht und es kündigt sich ein leichter Brechreiz an…

Aber alles war gut und es gab auch keine Lebensmittelvergiftung ;-)

 

Bariloche – Esquel in Argentinien, 12. – 14.3.2012

Heute ging es wieder zurück nach Puerto Montt. Auf der kurzen Fährüberfahrt haben wir wieder jede Menge Robben und Delphine gesichtet.
Jippi, unsere Papiere für Argentinien waren tatsächlich fertig, das Datum hat zwar nicht gepasst (wenn man nicht immer alles gegencheckt…), aber immerhin dauerte es diesmal nur `ne halbe Stunde, dann war alles perfekt und wir konnten endlich losfahren. Der Grenzposten für die Ausreise nach Chile befand sich bereits vor dem Anden-Pass „Paso Cardenal“. Auf Passhöhe waren die Wälder alle verbrannt, alles schien irgendwie mit Kies verschüttet, doch dafür war das Gebiet zu groß – es war ein grau in grau Ton… Bis es uns gedämmert ist: das musste das Gebiet des Vulkanes sein, der letztes Jahr ausgebrochen ist. Das war also kein Kies sondern Vulkanasche!!
Im Juni 2011 war der Vulkan Puyehue ausgebrochen und legte für einige Tage sogar den Flugverkehr bis nach Australien lahm, da die Aschewolke so immens groß war… Mehrere Dörfer wurden evakuiert, auch das noch 100 km entfernte Bariloche war seinerzeit betroffen.

Die „Schweizer Stadt“ Bariloche hat uns jetzt nicht so umgehauen, es war ziemlich touristisch – immerhin war die Schoki sehr lecker. Die Landschaft hier war dafür umso besser. Bei der kleinen Rundfahrt um die Seen im Lago Nahuel Huapi Nationalpark, hatte man immer wieder gigantisches Panorama. Die Weiterfahrt auf der Ruta 40 bis Esquel war nicht weniger beeindruckend! Geschafft von der langen Fahrt saßen wir im Planeta Hostel zusammen mit anderen Backpackern und machten lecker Scampi aglio olio.

 

Carretera Austral in Chile, 14. – 27.3.2012

Heute wollten wir wieder zurück nach Chile, um die bekannte Carretera Austral zu fahren. Die Piste verbindet Nord – mit Südpatagonien und wurde erst in 1977 gebaut. Davor war es den Bewohnern nur mit einem großen Umweg und einem Grenzübertritt nach Argentinien möglich. Ab Grenze in Futaleufù bekamen wir bereits einen Vorgeschmack auf die nun folgenden Pistenfahrten. Es ging überraschend gut und die geniale Pampa entschädigte für so manches Schlagloch. Ab der Abzweigung zur eigentlichen Carretera änderte sich das aber schlagartig. Eine riesige Baustelle, dazwischen richtige Geröllfelder und megagroße Schlaglöcher, die jetzt immer öfter im Schatten lagen und wir sie daher oft zu spät gesehen haben – unser armer GOL – bin mal gespannt wie im die nächsten paar Tage bekommen werden. Da, ein Licht am Horizont – ca. 30 km von Chaiten entfernt, eine nagelneu geteerte Straße. Da waren wir jetzt echt heilfroh drum, denn so `ne Pistenfahrt auf schlechter Piste, ist echt keine Freude! Zur Belohnung fanden wir in Chaiten ein tolles Hostel. Der Opi gab uns ein matrimonal mit Sicht vom Bett aus direkt auf`s Meer – ok, die Hauptstrasse war da auch noch, aber so konnte man ab und an mal der vorbei schlendernden Dorfjugend oder dem Dorfpolizisten zuwinken ;-).

Am nächsten Tag machten wir uns auf Richtung Norden um den Parque Pumalin zu besuchen. Nach langer Pistenfahrt in Caleta Gonzalo angekommen besorgten wir uns im Tourioffice erstmal `ne Übersichtskarte vom Park und von der Carretera, vielmehr der Besitzer vom Cafe gab uns seine zerflätterte private, da wir unsere kompletten Karten in Argentinien vergessen hatten und das Tourioffice schon seit zwei Tagen immer zu war. Das war echt mega nett und uns eigentlich gar nicht recht, aber er versicherte uns, dass er sich nächste Woche `ne neue Karte holen könnte… da waren wir dann wieder beruhigt und glücklich endlich wieder ausgerüstet zu sein ;-). Wir machten zwei kleine walks zu einem Wasserfall und zu den alten Riesenbäumen „Alerce“.

Auf dem Heimweg gabs noch mal einen Stopp, um auf die Delphine in Sta. Barbara zu warten. Erst waren es nur zwei, dann kam ein ganzes Rudel um in der Bucht zu jagen. Wow, das war echt cool zu sehen, wie sie durch die Wellen flitzten. Die kleinen Fischchen fanden das glaub ich nicht so dolle, zumal dann auch noch die Seehunde mit von der Partie waren.

Heute wollten wir wieder weiter in den Süden. Die übelste Piste hatten wir bereits hinter uns (dachten wir jedenfalls …), als wir am Lookout zu dem Gletscher Yelcho einen kurzen Halt machten und ich feststellte, dass ich den Zimmerschlüssel unseres letzten Hostels noch einstecken hatte. Na Bravo, das hatte ich ja mal wieder gut hingekriegt… Damit wir nicht die ganze Strecke wieder zurück müssen, haben wir einen entgegenkommend Local angehalten und gefragt ob er nach Chaiten fährt und den Schlüssel für uns abgibt. Ab La Junta war die Piste so dermaßen mit Schlaglöchern übersäht, dass man nicht wirklich voran kam. Es war eine ziemliche Zirkelei um die Löcher, aber trotzdem blieb es nicht aus, dass es manchmal doch tierische Schläge machte. Wir mussten einige male halten um zu schauen, dass noch alle Räder dran waren. Wir hatten Glück aber ein Jeep vor uns hatte es erwischt, eine Mama mit Kind hatte einen Platten, zu allem Übel war auch noch ihr Ersatzreifen ohne Luft – nicht gut! Platz für Mama, Kind und Ersatzreifen hatten wir in unserem kleinen GOL nicht, da wir ja auch unser ganzes Gepäck dabei hatten. Es kam aber noch ein Local dazu und hat die Beiden mitgenommen.

Unser Ziel war Puyuhuapi. Da wir den Namen unmöglich aussprechen konnten, war das für uns nur Puiuiui. Hier haben wir unseren ersten größeren walk von ca. 3 Stunden zum hängenden Gletscher gemacht – Puh, das war ganz schön anstrengend und so sind wir anschließend in die Therme um unseren müden Glieder wieder pflegen. Die einzelnen Hot-Pools waren direkt am Meer und wir konnten bei leicht diesigem Dämmerlicht abhängen und Delfine kucken gehen – genial, nur noch das kalte Bier fehlte.
Am nächsten Tag sollte es weiter Richtung Süden gehen in eine Region, die gerade etwas heikel war. Seit Februar protestiert die Bevölkerung gegen die Regierung unter anderem wegen der hohen Strom- und Spritpreise im Vergleich zu Santiago und einem Wasserkraftwerk, das hier gebaut werden sollte. Seit Tagen verfolgen wir die Bilder von brennenden Autos und Straßenblockaden in den Nachrichten. Irgendwie erzählte jeder was anderes, es gäbe kein Sprit mehr und wenn dann nur limitiert, die Bank rücke kein Geld mehr raus…, die Lage schien sich täglich zu ändern. Die Versorgung mit Lebensmittel wurde wohl auch langsam knapp. In unserem Hostel gab es z.B. keine frische Milch mehr, da keine LKW`s mehr durchkämen. Um in den Süden zum Lago General Carrera zu gelangen mussten wir da aber durch und so fuhren wir einfach los. Zuvor tankten wir noch mal voll, allerdings auch nur auf 20.000 Pesos limitiert. Nach 2 ½ Stunden übelster Piste, kam die erste Straßenblockade, die um 12.00 Uhr aber für `ne halbe Stunde aufgemacht wird. Die nächste Blockade sollte nach Auskunft in ca. 38 km sein, wenn man also schnell war konnte man es schaffen, wenn nicht hieß das im Nirgendwo für 4 Stunden festzusitzen, bis wieder für 30 Min. aufgemacht wird. Da wir grade `ne Asphaltstrecke hatten, zwar sehr kurvig, aber immerhin, packte Heiko der Ehrgeiz und er gab alles. Die Reifen driften um die Kurve, jetzt aber bloß keinen Schwung verlieren – ich war kurz vor Seekrank…. Lt. Tacho war km 38 erreicht, aber weit und breit keine Blockade, dafür schon 20 Min. um. Die ersten Fahrzeuge von der Gegenrichtung tauchten auf – wir gaben schon fast auf, als wir die Blockade dann endlich mit quietschenden Reifen nach 29 Min. passierten und ich (inkl. der Jungs vom Blockade-Posten) Heiko’s Zeit wirklich Respekt zollten ;-) Cool – 4 Stunden gewonnen, das wurde erstmal im nächsten Cafe mit Cola und Empanadas gefeiert... 

In Coyhaique suchten wir dann nur kurz `ne Tanke (es gab Sprit !!!) und einen Geldautomaten, Puerto Aisèn das Zentrum der Proteste haben wir allerdings von unsere Route gestrichen. Wenige Kilometer nach der Zivilisation hatte uns auch die Piste wieder. Grobes Geröll in Flußbettqualität das immer mal wieder einen kleinen Drift bescherte, heftige Schlaglöcher, die meist so plötzlich wie zahlreich auftauchten, daß kein Entrinnen mehr möglich war … wir waren sichtlich begeistert und sehnten uns nach Asphalt.!! Die Landschaft wechselte alle paar Kilometer von tiefen Dschungel bis Indian Summer und Pampa. Spät am Abend sind wir in Puerto Tranquilo angekommen und haben `ne kleine Cabana mit Holzofen bezogen. Wie der Name schon sagt, ist es ein ziemlich ruhiges relaxtes Dörfchen, in dem wir es gleich 4 Tage ausgehalten haben. Einen Trip gab es mit einem Fischerbötchen zu den Marmorhöhlen. Da es sehr windig war, peitschten die Wellen anständig. Wenigstens war es in der Bucht der Höhlen dann sehr windstill und sonnig. Anschließend sind wir dann noch die Bahia Exploradores gefahren – bis zu einem Aussichtspunkt direkt auf den Gletscher und den Gletschersee. Obwohl der Wind piff, war es in der Sonne doch recht heiß. Unter und über uns segelten zwei mächtige Kondore, die es bis zu 4 m Flügelspannweite bringen können. Auf dem Rückweg sind wir noch bei zwei ausgewanderten Deutschen eingekehrt, die sich hier mitten in der Einsamkeit vor 11 Jahren niederließen. Wenngleich die Beiden ein bisschen seltsam sind (das bringt die Abgeschiedenheit wohl auch mit sich), war es recht interessant mit ihnen zu plaudern. So haben wir einiges über das Leben in Chile erfahren. Unter anderem z. B. dass der Vulkan in Chaiten im Jahre 2008 damals komplett ohne Vorwarnung ausgebrochen ist, und man unter dem kleinen Hügel, der dicht mit Urwald bewachsen war, gar keinen Vulkan vermutet hat…

Schade eigentlich, Morgen ziehen wir schon wieder weiter, obwohl wir es glaube ich noch ein paar Tage hier ausgehalten hätten. 

Weiter ging es Richtung Süden ins Valle Chacabuco, oder vielmehr das größte private Naturschutzgebiet Argentiniens, das aus einer ehemaligen Schaffarm entstanden ist. Wer noch keine Guanacos gesehen hat, sieht sie spätestens hier. Eine riesige Gras- und Steppenlandschaft und alles voller Guanacos. Das war nun so ziemlich der südlichste Punkt auf der Carretera Austral, den wir anfahren wollten. Nun ging es wieder zurück, gen Norden. In dem süßen Dörfchen Puerto Bertrand wollten wir übernachten, aber leider war in dem einzigen Hostel die Mama gerade zum einkaufen im 300 km entfernten Coyhaique und wohl vor Morgen nicht zurück, d.h. ohne Mama auch eine Übernachtung – schade, wäre cool gewesen am nächsten Tag den See mal ein bisserl per Kajak zu erkunden! So kämpften wir uns die Piste eben weiter und fuhren heute schon wieder über die Grenze nach Los Antiguos, wo’s dann auch endlich wieder Sprit gab … das Reservelämpchen kam uns nämlich schon heller vor als die Sonne, die im Stahlblauen Himmel durch das Ozonloch auf uns herunterbrannte.

Pampa und Steppe soweit das Auge reicht. Am Eingang zur Ruta 40 haben wir sogar ein Beuteltier erspäht und uns eine heiße Verfolgungsjagd mit ihm geliefert. Es war einfach noch etwas unwillig um für unsere Kamera zu posen ...
Noch 100 km Piste, dann nur noch Asphalt, sogar die Schlaglöcher hielten sich in Grenzen. Meist ging es geradeaus. Einzige Abwechslung waren ab und an mal ein paar kleine Häuseransammlungen oder kleine „Städtchen“ (erkennt man einfach daran, dass es mehr als einen Tante Emma Laden, der hier „Supermercado“ heißt, gibt), die fast schon Outback-Charakter hatten. Da wir ziemlich gut vorankamen, haben wir beschlossen, komplett bis El Bolson durchzufahren, um hier noch ein Relaxtag einzubauen. Beinahe 750 km hatten wir heute zurückgelegt, da haben wir uns abends doch glatt eine Spezialität der Region gegönnt. „Trucha“, das ist gegrillte Forelle und zum Nachtisch gab es karamellisierte Äpfel in Rum flambiert – lecker!! Die Flasche St. Emilia Malbec durfte natürlich auch nicht fehlen … soooo fein!

 

Back in Argentina, Bariloche, 25.3.2012

Nur relaxen war am nächsten Tag aber nicht drin. Wäsche waschen war mal wieder angesagt. Schon cool, wie man sich wieder über frisch gewaschene, duftende Wäsche freuen kann… ;-) Nach getaner Arbeit sind wir noch kurz auf den Samstagsmarkt, bewaffnet mit einem ½ kg Becher Helado.

Auf unserer Rückfahrt nach Puerto Montt lag auch wieder Bariloche auf dem Weg. Leichtsinnigerweise hatte ich mich zu einer kleinen Fahrradtour um die Seen überreden lassen. Puh, nach wochenlangem nixtun ist da nicht mal annähernd Kondition – nur noch Pudding… Vor lauter Anstrengung regten sich schon nach 2 km leichte Schwindelgefühle … Fettverbrennung statt Anlagerung … furchtbar …  ;-)).
Die kleinen Hügelchen rund um den See waren plötzlich zu riesigen Bergen geworden. Komisch das hatte ich bei der Rundfahrt im GOL ganz anders in Erinnerung… Naja, irgendwie haben wir die 26 km dann doch noch geschafft…

 

Back in Chile, Puerto Montt, 26. - 27.3.2012

Entlang des Rio Limay und auf Piste vorbei am Lago Traful hatten wir auch ein Stück auf der 7 Seenfahrt zurückgelegt, um Argentinien heute wieder zu verlassen. Schade - Argentinien ist ein echt cooles Land, aber „Don`t cry for me Argentina…“ wir kommen wieder! Voraussichtlich schon in ein paar Wochen. Wir näherten uns wieder dem mit Vulkanasche übersäten Gebiet. Man konnte die Asche förmlich riechen, überall wurde der feine Staub aufgewirbelt, so dass es ringsherum richtig diesig war und man ständig husten musste. Ganze Seen waren mit Asche zugedeckt. Die kleinen Kieselsteinchen sind so leicht, dass sie an der Oberfläche schwimmen und nicht untergehen. Das Gebiet erstreckte sich über hunderte Kilometer, verlassene, zerstörter Dörfer und Asche so weit das Auge reicht. Als wir die Anden überquerten, sahen wir auf Chilenischer Seite eine riesige Wolke vor uns und stellten uns schon auf schlechtes Wetter ein, aber weit gefehlt, die mächtige Wolke war nix anderes als aufgewirbelte Asche!!! Unglaublich was so ein Vulkan für eine Zerstörungskraft hat. Die Grenzbeamten trugen Mundschutz – kein Wunder, das kann ja nicht gesund sein, wenn man den feinen Staub ständig einatmet…

Querfeldein fuhren wir also wieder Richtung Puerto Montt, während der Fahrt hatten wir einen super Blick auf den mächtigen Vulkan Osorno. Genächtigt haben wir am Lake Llanquihue in La Cascada. Die Gegend war ziemlich deutsch geprägt, so haben auch wir eine Bleibe gefunden bei einer älteren Dame, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert eingewandert sind. Sie hat perfektes deutsch gesprochen und die Einrichtung des herrschaftlichen Hauses erinnerte sehr an die Heimat.

Leider müssen wir Morgen unseren Mietwagen zurückgeben. Schade, der GOL hat uns echt gute Dienste erwiesen und alles ohne erkennbaren Schaden überstanden. Nicht mal einen kleinen Sprung in der Windschutzscheibe und keinen Platten, wow! Um die 4500 km sind wir in den 17 Tagen gefahren und das grob zur Hälfte auf Piste bei teilweise echt miserablen Zustand…

Der Mietwagen ist weg (hatten  noch schnell wenigstens den gröbsten Staub runtergewaschen, damit es kein Mecker gibt…).

Noch ein paar Stunden Zeit totschlagen in Puerto Montt – war aber ganz easy – es gab ein kleines Fitnessstudio im Freien mit Blick auf das Meer und das bei Sonne – das wär doch mal was für den Zuger See in der Mittagspause ;-) 

Mit dem Nachtbus geht es jetzt auf nach Santiago!

 

Santiago, vom 28. – 31.3.2012

Schon bei Ankunft konnte man sehen, dass Santiago`s Luftqualität nicht die beste ist. Die ca. 5 Mio. Metropole war sichtlich eingehüllt vom Smog. Ansonsten hat uns Santiago aber super gefallen. Wir hatten ein echt geniales Hostel erwischt, das „Happy House Hostel“ war geradezu prädestiniert zum relaxen. Überhall hatte es gemütliche Ecken zum sitzen und am Abend tauschte man sich mit den anderen Backpackern an der Bar aus und erzählte über Gott und die Welt. Das ist schon immer genial, wenn alles so international zu geht. Irgendwie kommt man immer gleich ins Gespräch und Jeder weiß was anderes…

Viel gemacht haben wir nicht, außer ein bisschen in Städtchen auf und ab flaniert und natürlich sind wir mit der Standseilbahn noch zum Aussichtspunkt  „Cerro San Christobal“. Bei der Abendsonne  erstrahlen die ringsum liegenden Hügel im genialen Licht. Das Ausgehviertel „Bellavista“ ist am Wochenende gnadenlos voll, und ein Sitzplatz um ein Bierchen zu trinken war nicht zu kriegen. So gab`s im Brasilianischen Viertel lecker Sushi und Pisco Sour.

 

Valparaiso und La Serena, vom 1. – 5.4.2012

Der nächste Stopp war Valparaiso. Das historische Städtchen mit knapp 300.000 Einwohnern wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, unter anderem wegen 15 alten Aufzügen, die sich auf die ringsum liegenden Hügel hinaufkämpfen. Der älteste der Schrägaufzüge ist vom Jahre 1880. Der Cerro Conception, wo wir auch gewohnt haben, ist einer der bekanntesten Hügel. Leider war das Pata Pata Hostel nicht so ein Glücksgriff. Es hatte zwar `ne nette Atmosphäre und ein lecker Frühstück, das war es dann aber schon. Die Zimmer und vor allem das Bad waren nicht so prickelnd – das war so ein typischer Fall von Fakebewertung bei den Angaben im Internet.
Alles in allem ist „Valpo“ aber ein nettes buntes Städtchen. Nur am Hafenviertel musste man ein bisschen auf seine Sachen aufpassen. Was weniger schön war waren die ganzen streunenden Hunde. Nicht dass wir die im sonstigen Chile oder Argentinien nicht gehabt hätten, aber hier waren es bestimmt doppelt so viele und immer im Rudel. Wenn man durch die Stadt spazierte musste man ständig aufpassen, dass man nicht auf einen schlafenden Hund oder sein dolles Häufchen getreten hat. Dementsprechend hat es auch überall lecker gerochen und wenn der Geruch nach Hundehäufchen mal für einen kurzen Moment nachgelassen hat, hat man bestimmt gerade `ne Ecke passiert, die sich die Locals als P…platz auserkoren hatten oder man ist an einem Müllplatz vorbei gelaufen… Damit ein wenig Abwechslung ins Spiel kam, was die Gerüche betrifft, haben wir noch `nen kleinen Ausflug zur Playa gemacht um die Seelöwen zu begutachten – Heiko war begeistert!!

Weitere 6 Stunden im Bus Richtung Norden haben wir La Serena als nächsten Stopp gewählt. Nach dem ganzen „Stress“ ;-))) und dem Siff der letzten Tage, haben wir das genial Hostal Terra Diaguita in vollen Zügen genossen und gleich noch ein paar Tage verlängert.

Heute Abend bricht wieder ein neuer Abschnitt an. Mit dem Nachtbus geht es ins 1100 km entfernte Calama nach Norden, wo wir mit einem Mietwagen die Wüstenregion, das Altiplano und die Salzseen erkunden möchten. Wegen der langen Strecke (15 Stunden) haben wir uns diesmal eine Premium First Class - bin mal gespannt.

 

Calama - Iquique, vom 6. – 8.4.2012

…Wow, die Premium First ist wie ein fahrendes Bett, da konnte man echt richtig schlafen, zumindest zeitweise, wenn man nicht gerade von der dollen Piste wachgerüttelt wurde.
An den Busterminals ist es meist ziemlich voll und etwas chaotisch. Es ist ratsam sein Gepäck nicht aus den Augen zu lassen - wir hatten erst heute wieder `ne Story erzählt bekommen – alles weg, d.h die Reise ist erstmal abrupt zu Ende, da man sich in Santiago (knapp 1600 Km weiter südlich), neue Pässe usw. besorgen muss.
Als unser Bus bereits eine halbe Stunde über der Zeit war, wurden wir langsam etwas nervös und versuchten am Schalter ausfindig zu machen, ob der Bus denn noch käme. Die erste Antwort war erst mal „NEIN“, der ist schon weg !?? Aber davon darf man sich nicht beirren lassen, denn eines haben wir mittlerweile gelernt, die Chilenen wie auch die Argentinier sagen immer erst mal „NEIN“ quasi „NO HAVE“. Da muss man nur hartnäckig bleiben und mehrmals nachfragen, dann geht es meistens doch… In unserem Fall steckte der Bus noch im Osterverkehr fest und kam mit einer Stunde Verspätung an. Da musste der Busfahrer einiges gutmachen, was sich dann auch an der rasanten Fahrt bemerkbar machte.

Calama war `ne reine Minenstadt, also kein lohnenswerter Stopp und auch nicht so ganz ohne wenn man nachts noch mal um die Blöcke ziehen will. Wir wollten hier eigentlich auch nur unseren Mietwagen abholen. Aber die Jungs von Europcar hatten es schon wieder vermasselt. Die Stationen waren nicht da, wo sie hätten sein sollen und die anderen Stationen hatten geschlossen… Na Bravo – wir hatten echt keine Lust in diesem Kaff noch länger hängen zu bleiben, so haben wir in unserer Panik alle möglichen Nummern angerufen und die Leute mit einem derart unglaublich genialen Spanisch bombardiert, dass sie uns helfen MUSSTEN um sich selbst zu retten. Und eins muss man den Jungs schon lassen, sie sind da wirklich nicht kleinlich J nach Stunden kamen sie dann an und stellten uns als Wiedergutmachung einen Minen-Truck hin - wie cool!!!! Gebucht hatten wir nur GOL-Grösse und da wir den Altiplano fahren wollten, hatten wir schon ein bisschen Bedenken, ob wir damit durchkommen. Aber mit einem Truck waren wir nun bestens gerüstet. ALTIPLANO wir kommen!! Vorausgesetzt natürlich die Höhenkrankheit macht uns keinen Strich durch die Rechnung.
Von knapp 3000 Höhenmetern ging es jetzt aber erstmal wieder an der Küste entlang. Hier waren leider auch einige trostlose Kleinstädte oder Dörfer angesiedelt, die man nach unseren Begriffen wohl eher als Slum bezeichnet. Einfache Blechhütten, eingebettet im Müll… Die übelste Stadt aber war Tocopilla, die Hauptstadt des Stromes und Nitrathafen – es hat furchtbar gestunken und rings um die Behausungen waren Müllplätze. Die Leute, die hier wohnen haben wirklich nichts zu lachen und wenn man hier hinein geboren wird ist es wohl fast chancenlos dem ganzen zu entfliehen…

Am Abend sind wir endlich in Iquique, eine der schönsten Städte Chiles und bekannt für`s Surfen und Paragliden angekommen. Ein schönes Hostel haben wir auch gefunden. Direkt am Strand … ein paar Palmen drumrum und eine Sushi-Bar um die Ecke. Dazu jede Menge Chilenen, Australier und Neuseeländer. Natürlich haben wir den ganzen Abend Jasmintee getrunken und die tollsten Ideen für Strickmuster von Norwegerpullis ausgetauscht damit uns nicht langweilig wird ….

 

Altiplano (einmal im Leben über den Dingen stehen …)

Das Aufstehen fiel uns ein wenig schwerer also sonst und wir brauchten auch eine größere Menge Cola um in Schwung zu kommen. Danach wurde aufgecatert. Verpflegung für ein paar Tage, viel Wasser und Diesel.
Vor der Abfahrt gabs noch einen Abstecher an den Fischmarkt. Ein Spektakel ohne Beispiel war es wie die Verkäufer an den Ständen mit langen Stangen versuchten die Seelöwen (!!!) und die Horden von Pelikanen von den Ständen fern zu halten. Wir konnten es uns nicht verkneifen trotz deren lieber Not ein paar Bilder zu machen …
An der obligatorischen Polizeikontrolle an der Stadtgrenze wurden wir angehalten. Touristen in Mienentrucks sind wohl nicht alltäglich. Dass wir keine Chilenen sind haben die Jungs wohl sofort an unserem exzellenten Spanisch erkannt und nachdem wir ihnen dreimal versicherten, dass Chile das tollste Land der Welt ist gings dann weiter.
Wüsten in allen Variationen. Salzseen und Berge. Felsen und Sand. Zwischen Iquique und Arica liegt alles – nur bewohnt ist es nicht. Man traut seinen Augen kaum wenn man plötzlich ankommt und eine richtige Stadt vorfindet – mit Stränden wie in Miami. Für uns war es der letzte Tankstop vor dem Altiplano. Kurz vor dem Grenzübergang nach Peru bogen wir rechts ab und starteten den Aufstieg entlang der Grenze. 3700 Höhenmeter später waren wir in Putre. Ein winziges, friedliches Dorf in der Kordillere (der Anstieg des Altiplano) mit ausschließlich indigenen Bewohnern. Der Plan war hier zweimal zu übernachten, um uns an die Höhe zu gewöhnen.
Ein Platz außerhalb der Welt. Diese Beschreibung trifft es wohl am Besten. Geld spielt kaum eine Rolle hier. Andere Dinge sind bei Weitem wichtiger. Wir werden zunächst beobachtend und distanziert, dann aber unglaublich herzlich und ehrlich aufgenommen. Man sorgt sich um uns und wir erhalten neben Zaubertränken gegen die Höhenkrankheit auch einen Einblick in die Kultur und Wertvorstellungen. Ganz still werden wir mit der Zeit und es wird uns mehr und mehr peinlich, dass wir Teil einer Gesellschaft sind, in der Profit das Wichtigste und Neid und Missgunst das Häufigste zu sein scheint.

Am nächsten Tag geht es auf einen ersten Abstecher ins Hochland bis zur bolivianischen Grenze. Es ist einer der beiden Grenzpässe zu Bolivien und entsprechend sind LKWs unterwegs. Die Strecke ist eine riesige Baustelle und auf weiten Teilen unasphaltiert. Man muss oft stundenlang warten, wenn wieder eine LKW-Kolonne in der Gegenrichtung unterwegs ist. Nach einer Weile war uns das zu blöd und wir erklärten den Streckenposten, dass man mit dem Truck ja wohl locker ausweichen könnte bei Gegenverkehr und er ließ uns tatsächlich durch. Auch die Straßenarbeiter dachten wohl wir gehören dazu und haben uns immer auf der Baustellenseite fahren lassen. Des Öfteren haben wir uns trotzdem gewünscht wir hätten Allrad. Besonders wenn plötzlich hinter einem Felsvorsprung ein Convoy von bolivianischen LKWs in vollem Schwung bei einspuriger Streckenführung auftauchten … Selbst wenn deren Bremsen ausnahmsweise mal gut funktioniert hätten … bei dem Gefälle und der Geröllpiste war Anhalten unmöglich …

Oben angekommen, wo wir endlich von der Piste abzweigen konnten, hatte es sich zugezogen. Die umliegenden Vulkane waren alle in Wolken und der angeblich höchste See der Welt war auf 4500 Meter über dem Meer recht kalt und nicht sehr einladend. Anders die Alpacas, die uns auf ein paar Meter an sich ranließen, so dass wir die bunten Fahnen, welche die Indios ins Fell weben fast anfassen konnten.
Bislang zeigten sich keine Anzeichen von Höhenkrankheit bei uns. Einzig das Atmen fällt etwas schwer. Es ist schwierig zu beschreiben. Man atmet normal … aber dann irgendwie hat man plötzlich das dringende Bedürfnis doch noch einen zusätzlichen Zug zu nehmen. Und sobald man rennt oder sonst eine Anstrengung macht ist man sofort außer Puste.
Der Weg zurück war einfach. Wieder erklärten wir dem Streckenposten, dass wir uns voll auskennen und ja ein Baustellenfahrzeug hätten und schon durften wir durch – mit ähnlich abenteuerlichen kurzfristig geplanten Abflügen in Erdhügel, Kieshaufen oder einfach nur in die Prärie – verursacht durch plötzlich auftauchenden Gegenverkehr …

Abends war unser Tank gar nicht mal mehr so voll. Tankstellen gibt es hier leider keine. Zum Glück jedoch halfen uns die Indios mit einigen Wasserkanistern voller Diesel aus und so konnte am nächsten Tag die Fahrt ins Altiplano beginnen.

Der Diesel war besser als er aussah. Der Aufstieg ging blendend. Das Wetter war ein Traum und Sigrun meinte da müsste man unbedingt noch mal hoch zum See wegen der Vulkane und der Flamingos. Und tatsächlich fanden wir auf der Karte noch einen Verbindungsweg vom See aus auf die eigentliche Piste, die wir fahren wollten entlang der Bolivianischen Grenze. Drüber dürfen wir mit dem Mietwagen nicht. Hochgradig verboten!
Oben angekommen (gleicher Trick wie am Tag zu vor an der Baustelle – klappt prima) offenbart sich uns eine komplett andere Welt als noch am Tag zuvor. Unter stahlblauem Himmel spiegeln sich die schneebedeckten Vulkankegel im See. Flamingos waten umher – wir sind alleine hier und fassungslos ob der Schönheit, Unberührtheit und Einsamkeit und können uns kaum trennen.

Irgendwann dann kommen wir doch los und müssen feststellen, dass unsere tolle Piste hinter der Grenzstation im Niemandsland liegt. Recht erstaunt sind die Grenzer über unser Vorhaben, lassen uns dann aber doch passieren. Auflage ist, dass wir uns an der etwa 100 km entfernten Polizeistation melden. Als Grund wurde uns mitgeteilt, dass man große Bedenken habe, dass wir dort ankommen …

Und so passierten wir die Grenze zum ersten Mal. Ohne Ausreisestempel und ohne bolivianische Papiere für das Auto. Kurze Zeit später war uns auch klar, warum die Grenzer bezweifelten, dass wir ankommen. Die Piste war eigentlich nur eine Reifenspur, glich an den guten Stellen einem Bachbett und es gingen ständig andere Reifenspuren ab, die sich meist nach ein paar hundert Metern verloren … oder eben nicht. Oft war die Piste vom Regen weggeschwemmt. Wir waren etwas skeptisch und haben immer erst dreimal geschaut bevor wir dann durch Bäche oder kleine Flüsse gefahren sind. Im Grossen und Ganzen war die Gefahr stecken zu bleiben aber nicht allzu groß. Trotzdem haben wir des Öfteren Europcar für den Truck hochleben lassen. Mit einem „normalen“ Auto wären wir nach 100 Metern gescheitert.

Eine unglaubliche Landschaft tat sich vor uns auf. Schneebedeckte, teils aktive Vulkane und lange grüne Ebenen. Alles auf über 4500 Metern Höhe. Immer wieder Alpacas, Vincunas und Nandus. Alle paar Kilometer mussten wir anhalten – wir konnten es oft kaum fassen. Eine magische Welt jenseits aller Vorstellungskraft. Irgendwann plötzlich eine winzige gemauerte Hütte. Wir halten an, rufen und klopfen vorsichtig an die angelehnte Tür. Drinnen finden wir ein kleines Becken. Eine Thermalquelle. Das Wasser ist sehr heiß – trotzdem müssen wir natürlich rein. Fünf Minuten, danach schnell abkühlen im Wind draußen mit Blick auf die Vulkane und den Schnee darauf. Trotz der stechenden Sonne ein kühler Wind. Alles ist perfekt und so unglaublich surreal. Einmal mehr können wir es kaum fassen, dass wir wirklich hier sind. Was macht die Welt aus, was das Leben? Sind es manchmal nur Augenblicke, in denen Lebensfreude förmlich in uns explodiert und uns alles andere vergessen lässt? Selten sind sie, solche Augenblicke – dafür aber unvergesslich. Die Vincunas müssen uns für ziemlich verrückt gehalten haben …

Die Herrschaften an besagter Polizeistation mussten wir erstmal wecken. Die Tür war verschlossen und es dauerte lange bis jemand, sichtlich überrascht uns zu sehen, öffnete. Es gab auch nichts sonst – nur die Polizeistation. Nach 100 km NICHTS! Nur etwa 10 verfallene Häuser. Nicht ein Bewohner. NICHTS außer unglaublicher Landschaft auf über 4000 Metern Höhe zwischen den Vulkanen an der bolivianischen Grenze. Keine Ahnung was man verbrechen muss um hierher versetzt zu werden.
Wieder mussten wir versprechen uns etwa 100 km weiter wieder bei der Polizei zu melden und durften weiterfahren. Mittlerweile waren wir wieder auf der ursprünglich geplanten Piste angekommen. Das war nun wirklich eine Piste. Zwar ungeteert, aber doch gut ausgebaut. Dachten wir jedenfalls am Anfang.
Etwas gedämpft wurde unsere Begeisterung, als der erste kleine Fluss auftauchte. Die Brücke war eingestürzt und die „Furt“ daneben hat uns so einiges Adrenalin beschert. Sah erst recht harmlos aus und wir sind leichtsinnigerweise reingefahren ohne vorher durchzulaufen. Auf halber Strecke sanken wir immer tiefer und die Antriebsräder fingen hörbar an sich einzugraben. Wie sexy. Dass wir auf der anderen Seite heftig nach Luft rangen lag diesmal nicht an der Höhe …

Der Fluss war nur der Anfang. Die Piste war des Öfteren einfach weggespült, versumpft, versandet oder von Geröll verschüttet. Oder einfach nicht mehr da. Es gab eigentlich alles außer Gegenverkehr. So ist das wohl nach der Regenzeit. Wir hatten ausreichend Sprit, Wasser und Nahrungsmittel, die Flüsse, die es zu durchqueren gab waren nie tiefer als das Auto hoch und die Polizei wusste, dass wir in der Gegend unterwegs waren. So sicher sind wir selten gereist. Die Landschaft war jenseits aller Vorstellungskraft. Nüchtern beschrieben sind es nur rauchende oder schneebedeckte Vulkane, riesige weite Ebenen, Salzseen in stechendem Weiß und Grün, Flamingos, Herden von Vincunas, Alpacas, ab und zu Nandus und so weiter. Eher selten ein paar verlassene und verfallene Häuser. Absolute Einsamkeit, stahlblauer Himmel, aus dem die Sonne gnadenlos brennt und trotzdem ein kühler Wind. Tatsächlich jedoch ist es magisch, dem Rest der Welt entrückt. Die Welt wie wir sie sonst kennen erscheint hier unwirklich. Weit weg. Kaum vorstellbar. Man wird nachdenklich, ruhig und fast philosophisch. Ein Gefühl von Zufriedenheit und innerer Ruhe stellt sich plötzlich ein. Die Werte des Lebens … ja was waren sie denn jetzt gleich noch mal …

Die Höhe fängt an die Faust um uns zu schließen. Langsam. Ganz langsam. Kaum merkbar. Zuerst sind es nur ein paar Atemzüge mehr als sonst. Dann kommt ein leichtes Schwindelgefühl dazu. Kopfschmerz kämpft sich ins Bewusstsein. Das Gefühl sich übergeben zu müssen. Auf 4700 m wird es kritisch. Wir müssen unbedingt tiefer. Je schneller desto besser. Vor jeder Kurve die Hoffnung, dass es danach endlich abwärts geht und danach immer wieder die Enttäuschung. Man spricht sich gegenseitig an um sicher zu gehen, dass noch jeder bei Sinnen ist. Einfach die Augen schließen und schlafen. So leicht erscheint die Alternative - und so fatal.

Kurz vor Colchane erreichen wir die zweite Passstrasse nach Bolivien. Eine geteerte Strasse, wie seltsam. Nur noch 3800 m Höhe. Sauerstoff! Wie schön. Die Folgen der Höhe scheinen wieder verflogen. Wir finden eine Unterkunft in dieser 20 Häuser Metropole und überdenken unsere Alternativen für den nächsten Tag. Das größte Problem ist der Treibstoff. Für eine Weiterfahrt über den Altiplano müssten wir tanken. In Colchane und auch auf den nächsten über 400 km gibt es jedoch keinen Sprit. Eine Abfahrt zum Tanken über 100 km über die Kordilleren würde jedoch das Aus für die Weiterfahrt bedeuten, da wir dann nicht mehr an die Höhe angepasst sind.
Einzige Alternative ist ein illegaler Grenzübertritt nach Bolivien. Der erste Versuch in der Dunkelheit wird zur Pleite. Wir finden zwar den Schwarzmarkt, aber dort steht hübsch mittendrin ein bolivianischer Polizist. Alle haben plötzlich nichts mehr zu Verkaufen und wir suchen schleunigst das Weite. Illegal eingereist und ohne gültige Fahrzeugpapiere kommt wahrscheinlich nicht so gut …

Einmal mehr werden wir mit offenen Armen von den Indios aufgenommen und erfahren im Lauf des Abends so einiges über den Stellenwert und die Verwendung von Cocablättern, das Leben, dessen Sinn, Mutter Erde und … äh … ja … Tieropfern. Wobei wir zugeben müssen, dass wir einigen dieser Dinge weniger aufgeschlossen gegenüber standen.

Der nächste Tag startet mit einem neuen Versuch an Sprit zu kommen – und diesmal sind wir erfolgreich. Keine Polizei am Schwarzmarkt und wir werden von zwei bolivianischen Frauen in traditioneller Kleidung und einem Handwagen mit Diesel versorgt. Diesmal sogar in Kanistern und nicht in Wasserflaschen. Was für ein Fortschritt! Und da heißt es immer Bolivien wäre unterentwickelt …

Zurück in Chile und wieder auf der Piste Richtung Süden, weg von Asphalt und fließend Wasser bleibt uns noch ein flaues Gefühl im Magen. Wie gut war er denn nun der Sprit aus dem Kanister. Man hört auf jeden Kolbenschlag und fährt zusammen wann immer tiefer Sand auf der Piste den Schwung wegnimmt …

Um es kurz zu machen … gut war er, der Sprit. Mehr Sorgen machte uns das Wetter. Zwar hatten wir noch Sonne, doch überall um uns herum zog es sich ordentlich zu und man konnte schon sehen wo es überall aus Eimern goss. Wir rechneten eigentlich mit einer recht leichten Fahrt abwärts, doch irgendwie schien es schon wieder stetig anzusteigen. Die Piste war zunächst recht gut und wir richteten uns auf eine Spazierfahrt ein. Nur 200 km – das wäre leicht. Zumindest solange kein Regen kommt und die Strecke verschlammt.

Nach etwa 30 km aber dann verflogen die Illusionen. Erste Anzeichen der Höhenkrankheit brachten uns auf die Idee einen Blick auf den Höhenmesser zu werfen. 4700 m. Juhu! Die Piste fing an deutlich an Qualität zu verlieren. Vom Regen teilweise weggewaschen und voller herabgefallener Felsen. Als der Motor anfängt langsam abzusterben sind wir mitten in den Vulkanen und der Höhenmesser zeigt 5000 m. Die Piste steigt weiter an. Wir kommen kaum noch zwischen den Felsen durch. Einzige Hoffnung ist eine einsame Reifenspur. Offensichtlich ist vor nicht allzu langer Zeit hier schon mal jemand durch. Und es ist nur EINE Spur. Dieser Jemand ist also nicht zurück gekommen. Damit sollte die Strecke also offen sein. Soweit die Theorie.

Wir fahren mittlerweile im ersten Gang mit Vollgas und meistens schleifender Kupplung. Vorwärts kommen wir nur mit Schrittgeschwindigkeit. Selbst im Leerlauf kommt der Motor kaum noch über 3500 Touren. Kein Sauerstoff mehr um den Diesel zu verbrennen. Wieder macht uns die Höhenkrankheit zu schaffen. Die Versuchung ist groß nachzugeben. Sich gehen lassen. Die Augen schließen und schlafen. Welch herrlicher Gedanke. Aber wir kämpfen! So einfach nicht!

5081 Meter, dann geht’s endlich wieder abwärts. Auf den letzten 100 Höhenmetern haben wir nicht mehr geglaubt, dass wir durchkommen. Der Motor war kaum noch am Leben zu halten und die Piste sah aus wie nach einem Felssturz. Wie wir hier auch noch mit heilen Reifen durchgekommen sind ist uns im Nachhinein unverständlich.

Der nächste Salzsee erscheint uns wie ein Paradies. Flamingos sieben das grün schimmernde Wasser und es scheint sogar jemand hier zu wohnen. Wir feiern den Abstieg auf unter 4000 m mit Mangos und Pflaumen … und natürlich einer Fotosafari bei der Flamingos eine große Rolle spielen …

Wieder wird es knapp mit dem Sprit und diesmal bietet sich keine Alternative. Fast 500 km waren wir auf Pisten durch den Altiplano unterwegs. Zweimal hatten wir dabei Gegenverkehr. Einmal davon der Grenzschutz und einmal ein Wildhüter, der mehr als nur erschrocken war als wir auftauchten. Außer ein paar Indianersiedlungen war nur Colchane zumindest halbwegs ein Zwischenposten der „Zivilisation“. Für kurze Zeit hatten wir eine unglaubliche, faszinierende und völlig andere Welt für uns alleine. Was für eine Erfahrung.

Der Abstieg über die Kordilleren wird noch mal wirklich abenteuerlich. In 40 km von über 4000 m auf 1000 m. Es war das erste Mal, dass vor der Piste ein Schild stand, welches darauf hinwies, dass diese sich in schlechtem Zustand befindet. Wir haben für die ersten 10 km mehr als eine Stunde gebraucht. Juhu. Eine weitere Beschreibung sparen wir uns.

Unten standen wir plötzlich in der Atacama Wüste. Und tatsächlich war Pica eine echte Oase, wie man sie sich vorstellt. Grün umgeben von Wüste. Unsere leeren Wasserflaschen im Auto sahen aus wie ausgewrungen. Einmal mehr wurde uns bewusst wie dünn die Luft dort oben ist …

 

San Pedro de Atacama, vom 13. – 17.4.12

Heute sollte es nach San Pedro gehen, in die Atacama-Wüste, eine der trockensten Wüsten der Erde. Da die Fahrt wieder nach Calama führte wollten wir dies nutzen um einige Vorräte aufzustocken.

Da passierte es – wir hatten schon viele Geschichten gehört und waren immer wieder gewarnt worden…. Wir kauften im Supermercado ein und luden unseren Truck voll mit Lebensmittel, hauptsächlich Wasserflaschen. Jetzt noch schnell nach nebenan in die Apotheke und keine 10 Minuten später war unsere hintere Scheibe am Truck eingeschlagen, am helllichten Tag auf einem belebten und von Security bewachten Supermarktparkplatz direkt vor dem Haupteingang!! BRAVO!!!

Nach dem ersten Schock stellten wir aber glücklicherweise fest, dass nichts fehlte. Den Rucksack mit Wertsachen hatten wir dabei und die großen Reisetaschen waren vollgeladen mit Lebensmittel, so dass sich die Diebe nicht mal die Mühe machten weiterzusuchen…. Zum Glück, denn die Reisepässe und einige andere Wertsachen waren in den Reisetaschen versteckt, einfach um vorzubeugen, dass nicht gleich alles weg ist…. Es ging wohl alles recht schnell, denn nicht mal der Sixpack mit Bier, der obenauf lag fehlte! Wir warteten `ne Weile auf die gerufene Polizei, dann war es uns zu blöde und wir sind selbst zur Polizeistation gefahren. Scheinbar ist das hier an der Tagesordnung, denn die Typen hatten keinen Bock irgendetwas zu unternehmen. Schließlich blieben wir hartnäckig, wir brauchten ja ein Protokoll für unsere Versicherung. Als das erledigt war fuhren wir zu Europcar und ohne großen Aufwand wurde einfach unser Truck getauscht. OK, der neue war jetzt wesentlich älter (der vorige war ja quasi ein Neuwagen) und noch nicht wieder aufpoliert, aber immerhin war es wieder ein Truck und so fuhren wir glücklich, daß alles ohne größeren Schaden ausgegangen ist, Richtung San Pedro, wo wir uns in einem schnuckeligen Hostel niederließen.

San Pedro ist ein sehr touristisches kleines Dorf, aber trotzdem sehr schnuckelig hergerichtet, mit jeder Menge Bars, Restaurants und Hostels. Es liegt mitten in der Wüste und die Gegend ist voller genialer Lagunen, Salzseen und Vulkane, so dass man locker 4-5 Tage hier verbringen kann, ohne sich zu langweilen. Der erste Tag führte uns Richtung Argentinien zum Paso Jama – geniale Strecke! Die Sonne ging schon unter als wir uns auf den Rückweg machten und feststellten, dass unsere vordere elektrische Fensterscheibe nicht mehr zu schließen war – na Klasse – wir ließen die Heizung auf vollen Touren laufen und trotzdem war es schweinekalt. Muss wohl was damit zu tun gehabt haben, dass wir auf 4700m Höhe waren. Wir versuchten das irgendwie zu reparieren und die vorbeifahrende Carabineros fragten neugierig was denn los sei - sie schienen recht amüsiert zu sein, was denn den Touris schon wieder passiert ist… Ziemlich durchgefroren schafften wir es schließlich bis San Pedro und besorgten uns bei Europcar wieder mal einen neune Truck. Ein weiteres „Must see“ ist das Valle de Luna bei Sonnenuntergang oder eine Fahrt zur Laguna Miscanti und Miniques. Auf der Rückfahrt kann man super einen Badestopp im Salzsee Cejar einlegen (cooles feeling, wenn man nicht untergeht und beinahe sitzend in der Lagune die Zeitung lesen könnte… ;-)). Anschließend dann zum Sonnenuntergang in die Laguna Chaxa -  Wahnsinns Bilder, wenn sich die Flamingos in den Salzlagunen spiegeln!! Am letzten Tag kämpften wir uns tatsächlich um 4 Uhr morgens aus dem Bett um zu den Geysieren del Tatio zu fahren. Das Gebiet liegt wieder auf ca. 4500 Höhenmetern und um diese Zeit sind Minusgrade angesagt. Die ganzen Touris waren also ausgerüstet mit Jacken, Mützen usw. nur wir hatten genialerweise die Jacken vergessen – wow, die Finger sind fast am Foto festgefroren und wir sind des öfteren in den Truck geflüchtet um uns aufzuwärmen. Super war es trotzdem, erleichtert waren wir allerdings als die Sonne rauskam, außerdem gab es dann noch einen Hotpool zum aufwärmen.

Ja, jetzt war sie um die Zeit in Chile, schnief… Für den nächsten Tag hatten wir eine 3 Tagestour nach Bolivien in die Salzseen gebucht und von da schauen wir dann wie es weitergeht…

 

Bolivien, vom 18.4. – 26.4.12

Am Morgen um 8 Uhr war erst mal 1,5 Stunden Wartezeit an der Grenze angesagt um uns den Ausreisestempel von Chile zu besorgen (8 chilenische Stempel hatten wir bis jetzt bekommen, die argentinischen noch nicht mitgezählt). Mit einem Minibus ging es bis zur Grenze nach Bolivien auf immerhin 4300m Höhe. Yeah, jetzt waren wir also in Bolivien!

In Jeeps ging es nun weiter, vorbei an der Laguna Blanca, Laguna Verde und ein herrlicher Badestopp im Hotpool!. Wieder waren wir auf gut 4900 Höhenmeter und unsere Gruppe hatte heftig mit der Höhenkrankheit zu kämpfen. Uns ging es überraschender Weise ganz gut. Wahrscheinlich waren wir durch die Fahrt durch das Altiplano langsam daran gewöhnt. Vorbei an schneebedeckten Vulkanen mitten in der Wüste gibt es auch namentliche Berühmtheiten, wie z.B. Dali Rock Desert. Wahnsinnig beeindruckend waren die Vulkankrater, durch die wir spazierten. Die Erde blubberte und zischte einen halben Meter neben unseren Füßen. Krater über Krater. Es hat furchtbar nach Schwefel gestunken. Die Erde brach förmlich auf und man hatte das Gefühl sie explodiert jeden Moment, wow!!

Am Spätnachmittag bezogen wir unsere Basic Unterkunft nahe der Laguna Colorada. Strom gab es nur am Abend für 3 Stunden und die Dusche fiel heute mal aus – war eh viel zu kalt dafür ;-)

Die Nacht war wie erwartet bitterkalt, obwohl wir ein gemauertes Zimmer hatten (das ist nicht immer der Fall…) und wir noch die Alpakadecken von den nicht belegten Betten nahmen. Naja, irgendwie ging es auch rum. Nach einem kurzen Frühstück brachen wir auf und gingen als erstes zur Laguna Colorada mit den zahlreichen Flamingos. Wir waren alle ganz fasziniert von dem Anblick der rosa Vögel und den Spiegelungen im See, wie auch den weiteren Lagunen. Die Tour führte querfeldein, Düne rauf, Düne runter. Überall waren irgendwelche Pisten. Wenn man hier auf eigene Faust unterwegs ist, verliert man ohne gute Karte und einem GPS bestimmt ganz schnell die Orientierung – obwohl manchmal sogar kleine Wegweiser mitten in dem Wirrwarr der Pisten zu finden waren.
Am Stone Tree (Felsformationen mitten in der Wüste) machten wir noch mal ausgiebig Fotoshooting, bevor uns unsere Guides an einem super Platz vor einer Lagune ein leckeres Mittagessen mitten in der Pampa zauberten. Lagunen, Flamingos, Vicunas, Dünen, rote Felsen – die Landschaft war mehr als genial! Die zweite Übernachtung erfolgte im Hospedaje los Andes, schon fast eine Luxussuite – wir hatten ein Doppel mit Steckdose im Zimmer. Der Dorfladen mit wohlgemerkt „deutschem“ Bier wurde leer gekauft, dazu noch irgendwelche Kartenspiele mit internationalen Regeln und schon war es ein sehr lustiger Abend, der spät in der Nacht endete – vielleicht war die zweite Nacht auch deshalb deutlich weniger kalt ;-) ??

Am 3.Tag unserer Tour ging es nach einer Reifenpanne zuerst zum Eisenbahnfriedhof. Leider war auch hier wieder alles voller Müll, was uns schon mal vermuten lies, dass die nächste Stadt nun auch nicht mehr weit war. Wir erreichten also unser Uyuni und damit die weltweit größte Salzwüste. Mitten im Salar schaufeln die Arbeiter Salzberge zum trocken, die von den LKW` dann verladen werden. Das schien `ne ganz schöne Plackerei zu sein, selbst die Kids mussten mit anpacken... Wir waren wie geblendet von der glitzernden Salzwüste und ohne Sonnenbrille war das kaum zu ertragen. Rings um uns, bis zum Horizont nur grelles Weiß. Die Salar war wirklich faszinierend. Logisch, dass hier ein ausgiebiges Fotoshooting stattfand – jeder hatte `ne andere verrückte Idee!
Der letzte Teil unserer Tour führte uns noch ins Salzhotel. Fisher Island musste leider gekancelt werden, da wegen der letzten Regenzeit die Zufahrt noch immer unpassierbar war. Eine wirklich geniale Tour, die uns an unterschiedliche faszinierende Plätze von Bolivien führte und auch zeigte wie groß doch die Kluft zwischen den einzelnen Ländern in Südamerika ist. In Bolivien fehlt es noch an ganz vielen Ecken und die Bewohner haben teileweise weniger als nichts!

In Uyuni blieben wir noch zwei Nächte, dann zog es uns weiter. Hauptsächlich wegen der Kälte. Tagsüber in der Sonne war es ganz ok, aber nachts war es bitterkalt. Die Heizungen sind hier glaube ich nur Attrappe, denn die Unterkünfte waren alle total ausgekühlt – so machte es echt keine Freude und wir beschlossen nicht weiter in den Norden zu fahren, sondern in den Süden, Richtung Argentinien. Mit dem Bus morgens um 6 ging es also nach Tupiza. Der Bus kämpfte sich durch die Pisten und schmalen Serpentinen (manchmal schaute ich trotz der genialen Pampa lieber nicht so genau hin….) und hatte einige Rivercrossings zu überwinden. In Atocha wurde die Fahrt für eine Stunde unterbrochen, was wir für eine kleine Stadtbesichtigung nutzten.

Tupiza ist ein kleines, schnuckeliges Städtchen mit knapp 23.000 Einwohnern, umgeben von Schluchten und Canyons. Es gibt verschiedene Touren mit dem Jeep, per Bike oder zu Pferd. Wir gönnten uns  allerdings eine Auszeit von all dem Sigthseeing und genossen eben nur das Flair des Städtchens. Nachdem wir im ersten Hostel nur für eine Nacht waren (die elektrische Dusche war echt was für Lebensmüde…) fanden wir aber eine anderes nettes Hostel „Anexo Mitru“ mit lecker Frühstück und die Möglichkeit den Pool vom Nachbarhotel zu nutzen, was wir natürlich nicht ausschlagen konnten. Ruckzuck waren die 4 Tage schon wieder um und die Zeit drängte langsam. Unsere letzten 3 Wochen sind angebrochen. Da wir noch ein paar Punkte hatten, die wir auf jeden Fall sehen wollten, mussten wir jetzt genauer überlegen, was machen, was nicht, wie komme ich am schnellsten von „A“ nach „B“ usw.

Eines stand fest, den letzten Teil unserer Reise wollten wir Sonne haben und es noch ein bisschen ruhiger angehen. Mit dem Zug wollten wir nun an die Bolivianische Grenze. Ein bisschen tricky waren nur die verschienen Informationen darüber. Im Planet und im Internet stand die Abfahrt für Donnerstag um 8.35 Uhr, an der Abfahrtstafel vom Bahnhof stand `ne andere Uhrzeit und auch ein anderer Abfahrtstag. Auf Nachfrage erhielten wir dann noch mal andere Auskünfte. So gaben wir dem Zug am Donnerstagmorgen mal eine Chance, immerhin stand es zwei zu eins. Wir checkten aus, gingen zum Bahnhof und als wir auch noch eine Zugkarte bekamen, waren wir guter Dinge. Mit Schweizer Genauigkeit oder Pünktlichkeit hatte das allerdings nichts zu tun. Statt 8.35 Uhr trudelte das Bimmelbähnchen erst um kurz vor 10.00 Uhr ein und tuckerte dann so mit 30 Sachen vor sich hin. Irgendwann um kurz vor 14.00 Uhr kamen wir dann endlich in Villazon, der Grenzstadt an. Die direkten Busse mit 7 Stunden Fahrtdauer nach Salta waren mit Abfahrt gegen 15.00 Uhr angegeben und wir hatten schon Bedenken, dass wir das noch schaffen. Mit dem Taxi eilten wir zur Grenze. Als wir die riesen Schlange sahen, begruben wir ganz schnell den Gedanken, dass wir das noch rechtzeitig schaffen.
Nachdem wir endlich unseren Ausreisestempel für Bolivien und Einreisestempel für Argentinien hatten, ging es wieder zum Busterminal. Letztlich haben wir dann doch noch eine Verbindung bekommen, leider nicht gerade die Expressverbindung. Mit dabei war auch jede Menge Schmuggelware. Manche hatten Grosseinkauf im günstigen Bolivien gemacht und ruckzuck sind die riesigen Säcke mit Klamotten, Haushaltswaren und sonstigen kleinen Päckchen in den ganzen Ablagen quer im Bus verteilt worden. Wir haben unser Gepäck schnell in Sicherheit gebracht. Mit den kleinen Päckchen und den Typen, die sie versteckten wollten wir nicht unbedingt in Verbindung gebracht werden – die sahen höchst bedenklich aus! Mitten in der Nacht und mitten in der Prärie wurde der Bus angehalten und es war tatsächlich die Polizei die Stichproben machte. Einige Leute waren plötzlich sichtlich nervös. Die Polizisten haben aber nichts gefunden. Wir waren alle erleichtert und so konnte die Fahrt dann weitergehen. Morgens um 2 Uhr sind wir endlich in Salta angekommen und das Hostel hat uns auch noch aufgemacht ;-) Puh, was für ein langer und anstrengender Tag….

Der nächste war nicht soviel besser, es regnete und war kalt, damit hatten wir in Salta nicht gerechnet. Laut Wetterbericht, war wohl grade ein Polartief angesagt, das sich hier die nächsten Tage breit machen wollte - also nicht das, war wir wollten. Kurzum besorgten wir gleich noch mal ein Busticket, mit dem Nachtbus in 13 Stunden nach Resistencia und wie kann es anders sein, durch das lange Wochenende waren alle Unterkünfte ausgebucht und es war nichts vernünftiges zu finden, also nix mit duschen und einfach mal die Beine ausstrecken oder schlafen…
Wir stellten unser Gepäck in einem Hotel unter, besorgten uns wieder mal ein Busticket über Nacht (immerhin diesmal nur 9 Stunden…) und schlugen den ganzen Tag in Resistencia tot. Das war gar nicht so einfach, denn es war saukalt. Zur Siestazeit war die Stadt wie ausgestorben, und der fehlende Schlaf der letzten Tage machte es nicht besser… Zu allem Übel hatten wir dann im Bus noch einen super Busfahrer erwischt, der gefahren ist, als wär er auf der Flucht, so dass jegliche Entspannung beinahe unmöglich war! Wir haben es aber trotzdem geschafft und sind im tropischen Iguazu angekommen – zwar noch kalt, aber sonnig und ein Hostel mit tropischem Garten mitten im kleinen Städtchen haben wir auch gefunden. Na, das war aber auch fällig nach den Anstrengungen der letzten Tage! Morgen gehen wir die Wasserfälle auf der argentinischen Seite anschauen – bin mal gespannt.

Puerto de Iguazu (Argentinien) vom 29.4. – 3.5.12

Die Wasserfälle von Iguazu waren mega beeindruckend. Es gibt ein paar Walks, um die Fälle von verschiedenen Aussichtsplattformen bestaunen zu können. Mit dem Bimmelbähnchen fuhren wir zum Schluss zum Highlight des Parks „den Garganta Diablo“. Wahnsinn, was für Wassermaßen hier in die Tiefe stürzen. Die Gischt prasselte auf uns nieder. Diese Naturgewalten sind einfach gigantisch!! Wir haben ja schon viele Wasserfälle gesehen, auch die Niagara Fälle, aber diese hier sind schon wirklich der Hammer. Was weniger schön war, waren die Massen an Touristen, aber das lässt sich an einem Highlight wie diesem, noch dazu an einem verlängerten Wochenende wohl nicht vermeiden. Die Brasilianische Seite der Fälle war immer in Sicht. Sicher auch nicht schlecht, aber die Möglichkeit die Fälle aus so geringer Distanz zu beobachten war wohl nicht zu übertreffen. Deshalb beschlossen wir auf die Besichtigung der Brasilianischen Seite der Fälle zu verzichten. Lieber relaxten wir noch ein paar Tage in dem tropischen Garten unseres Hostels „Garden Stone“ und organisierten uns einen Flug nach Rio de Janeiro. Auf der brasilianischen webjet Seite war das gar nicht so einfach – englisch war nur sporadisch und mit Master und Visa ging wegen der CFP Nummer gar nix. Die Amex funktionierte dann irgendwann mal, als wir schon fast aufgeben wollten… Das Städtchen Puerto de Iguazu ist übrigens auch nicht schlecht. Mit ca. 30 Tausend Einwohnern ist es gemütlich und überschaulich. Von unserem Hostel aus konnten wir ins Städtchen laufen, wo wir auch mehrmals über den kleinen Markt schlenderten und uns mit Oliven aus Mendoza eindeckten – mmh lecker!

Brasilien mit Rio, Paraty und Ilha Grande, vom 4. – 18.5.12

Heute sollte es mit einem Inlandsflug von Foz de Iguazu nach Rio gehen. Da die Linienbusse nur bis an die Grenze fuhren und wir auch noch kein brasilianisches Geld für die Weiterfahrt getauscht hatten, war uns das zu umständlich und wir organisierten uns ein Taxi bis zum Flughafen Foz de Iguazu auf brasilianischer Seite. An der Grenze war alles schnell erledigt, so dass wir in einer halben Stunde am Flughafen waren. Mit dem Tipp im Flugzeug auf der linken Seite zu sitzen, dass man dann die Iguazu Fälle von oben sieht, hat es leider nicht geklappt, liegt wohl auch mit daran wie der Wind dreht und der Pilot dann die Schneise fliegt. Am Abend sind wir dann in der ca. 6 Millionen Metropole angekommen. Mit dem Taxi ging es direkt zur Copacabana in unser reserviertes Che Legarto Hostel. Da wir uns in Rio erstmal langsam rantasten aber trotzdem einiges sehen wollten, haben wir eine Stadttour mit allen Highlights gebucht. Das Hostel war aber ziemlich chaotisch bis gar nicht organisiert und so ging die gebuchte Tour ziemlich daneben. Als Entschädigung hat man uns eine Tour in die Favela Rocinha angeboten. Mit Mototaxis ging es den Hügel hinauf in das größte Slumgebiet Brasiliens. Unser Guide führte uns dann durch die verwinkelten Gassen und Treppen und erzählte uns über das Leben hier. Es gibt verschiedene Favelas, entweder sie gehören der Drogenmafia oder der Miliz. Damit die Leute hier wohnen dürfen, müssen Sie ein monatliches Schutzgeld zahlen. Es ist im Verhältnis zum Verdienst sehr hoch, aber immer noch günstiger als eine Wohnung in der Stadt. So bleibt den meisten nichts anderes übrig und ein entrinnen ist fast nicht möglich. Bespitzelung und Korruption sind an der Tagesordnung. Es gibt immer wieder Schiessereien der Drogengangs untereinander, der ADA (Amigos dos Amigos) und der Polizei, die der Favela seit einiger Zeit den Kampf angesagt hat. Ständig ist man auf der Lauer und Niemand kann sagen, wann es wieder losgeht... puh, wie behütet und beschützt wir im Vergleich hierzu doch leben dürfen.

Am nächsten Tag versuchten wir es noch mal mit der Stadttour. Unser erster Stop war der 38 Meter hohe Christo auf dem Corcovado. Leider war er total in Wolken gehüllt und man konnte immer nur für Sekunden ein paar Umrisse erhaschen. Dementsprechend war auch die Aussicht von hier nicht so toll. Man hat quasi außer Nebel und Wolken nichts gesehen, was jammerschade war. In Santa Teresa, dem alten Stadtteil, sind wir nur kurz durchgefahren, weiter ging es zu der berühmten Mosaiktreppe Escadaria Selarón in Lapa, die von einem gebürtigen Chilenen geschaffen worden ist. Hier befindet sich auch das Kneipen- und Ausgehviertel, wo vor allem ab Donnerstag viel los ist und abends auch Livebands spielen. Den Besuch der dollen Kathedrale hätten wir uns sparen können. Selten haben wir ein hässlicheres Bauwerk gesehen. Bei Tageslicht haben wir den Zuckerhut  leider nicht mehr geschafft, aber im Abendlicht ist die Aussicht schon auch richtig genial. Von hier konnte man den beleuchteten Christo wieder sehen, aber nur wenn die Wolken ihn für Sekunden freigegeben haben – richtig mystisch! Alles in allem muß ich sagen, war die Stadtführung `ne rechte Hetze, wir waren richtig am rennen und konnten die einzelnen Punkte gar nicht genießen. Das hätten wir besser selbst organisiert – aber hinterher ist man immer schlauer... Sonntags sind wir mit dem Bus nach Ipanema zum Hippimarkt „Feiro de Artesano“ gefahren, der sich prima zum Souvenirshoppen eignet. Das Essen in den kleinen Straßencafes war übrigens auch sehr lecker und wir haben es definitiv den schicken Restaurants vorgezogen. Rio ist  `ne super Stadt mit lustigen Leuten und wir hätten es da noch ein paar Tage aushalten können. Es gibt viel zu sehen oder aber man setzt sich einfach an die Copacabana, schlürft einen lecker Caipi und beobachtet das Strandgeschehen, das wirklich jedem Klischee standhält. Wenn man ein paar Regeln befolgt, kommt man auch gut durch, ohne dass groß was passiert (Ipanema und Copcabana gelten am sichersten).
Unsere letzen 1 ½  Wochen sollten nun der Beach gehören. So sind wir mit dem Bus in das kleine Kolonialstädtchen Paraty gefahren. Die Strecke an der Küste entlang bot immer wieder einen tollen Ausblick auf Strandbuchten, vorgelagerte Inselchen und den sattgrünen und dichtbewachsenen Urwald. So haben wir uns Brasilien immer vorgestellt.

Hier kann man wunderbar mit dem Bus die ganzen umliegenden Strände abklappern, z.B. nach Trindade. Er fährt quer durch den Dschungel. An der Endstation steigt man dann aus und kann zu genialen Buchten laufen, eine schöner als die andere. Die Busfahrt selbst ist manchmal ziemlich holperig, dann geht es mal wieder Serpentinen rauf und runter oder der Busfahrer nimmt um die Kurve mal wieder den halben Urwald mit – also nix für schwache Nerven. Er ist auch immer voll besetzt, je nachdem um welche Zeit man fährt. Gegen Mittag sind es die Teenager, die von der Schule heimfahren und später Einheimische, die zum einkaufen in der Stadt waren. Portugiesisch ist für unser Empfinden eine sehr ruppige und laute Sprache (klingt irgendwie russisch). Während wir so im Bus sitzen und rings um uns das Geschreie losgeht, schauen wir ganz eingeschüchtert in die Runde, weil wir glauben, dass jeden Moment `ne Schlägerei losgeht und die Messer gezückt werden. Aber alles ganz easy – die Jungs begrüßen sich nur lautstark, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter und freuen sich ihres Lebens… da sind auch wir wieder ganz froh ;-)

Paraty selbst ist ein tolles Städtchen, mit hübschen bunten Häuschen Wir hatten Glück und am Wochenende war ein Festival mit Liveband und kleinen Imbiss- und Caipibuden. Der Stadtstrand ist jetzt nicht so doll (haben aber schon deutlich schlimmere gehabt). Laut Info sollte es noch eine Hiddenbeach geben wenn man ca. 10 Min. durch den Dschungel läuft. Das wollten wir testen, aber mit Badelatschen waren wir nicht so gerüstet, zumal unser treuer Begleiter (streunender Hund) uns vor einer Schlange gewarnt hat, die sich grade vor unseren Füßen abgeseilt hat. Da kehrten wir doch lieber wieder um und entschieden uns für den Weg über die Straße, am Fort vorbei – das war dann auch nicht schlecht.

Da wir noch ein paar Tage Zeit hatten, entschlossen wir uns noch mal für 3 Tage nach Norden auf die autofreie Ilha Grande zu fahren. Leider hat uns hier die Sonne im Stich gelassen. Schon am letzten Tag in Paraty hat es geschüttet und auf der Insel sah es nicht besser aus – Dauerregen! Wenn dann doch für kurze Zeit der tropische Regen mal nachließ nutzten wir die  Zeit für einen kleinen Walk am Strand und durch den Dschungel. An unserem letzten Tag hatten wir dann noch etwas Glück mit dem Wetter. Noch bei Nieselregen ging es mit dem Boot zu einer Bucht, von wo aus wir noch mal 20 min. zu Fuß zu Beach Lopes Mendes hatten. Wir machten noch einen kleinen Umweg zur Santo Antonio Bucht – der Weg durch den Dschungel war durch den tagelangen Regen ganz schön aufgeweicht und glitschig. Heil am Strand angekommen, staunten wir nicht schlecht über die Brandung, die man schon auf der anderen Seite der Insel hören konnte. Die Wellen hatten eine enorme Wucht!
Nun aber genug mit Sightseeing, die Sonne hat sich tatsächlich gezeigt und so eilten wir zum Strand Lopes Mendes mit dem Puderzuckersand, der beim Laufen quietschte wie das Laufen im Schnee – wow!
 
Jetzt neigt sich unsere Tour doch dem Ende – wir können`s noch gar nicht glauben. Mit dem Boot setzten wir heute wieder auf`s Festland über für eine Zwischenübernachtung in Paraty und morgen geht unser Flug von Sao Paulo wieder zurück nach Zürich. Abwechslungsreiche und abenteuerliche 3 Monate liegen hinter uns – wir haben es in vollen Zügen genossen!!